Ich sitze in der klimatisierten Lobby des Mövenpick, ein riesiges 5-Sterne Haus, sehr geschmackvoll im lokalen Baustil gehalten mit direktem Blick aufs Tote Meer. Das Frühstück war reichhaltig, das Bett gross, die Dusche warm, die Toilette sauber, immer Strom, keine technischen Probleme am Horizont … Also alles Dinge die keine wirkliche Bedeutung haben und wir sicher nicht vermisst haben.
Im Grunde sogar schon fast pervers vor wenigen Tagen noch werbewirksam auf das Sterben dieses empfindlichen Ökosystems hingewiesen zu haben und gestern abend dann an dessen Ufer im Süsswasser Infinitypool zu schwimmen. Aber es war schön. 😉
Das Camp löste sich gestern langsam auf. Die wenigen Teams fuhren wie immer los, sobald alles verstaut war. Es war heiss inmitten einer Steinwüste ohne jeden Schatten. Auch wir packten ein letztes Mal ein. Das Team hat mittlerweile Verstärkung bekommen. Gudrun und Eva, Partnerinnen von Chris und Dario, begleiten uns die letzten Meter. Willi hatte sich am Vortag nochmal kräftig geschüttelt und uns einen grandiosen Sound geschenkt. Der Auspuff war hinter dem Mittelschalldämpfer gebrochen. Eine weitere Bodenwelle heute sorgte dann dafür, dass wir dieses Bauteil künstlerisch wertvoll auf dem Dach verzurren durften. Seitdem fühlen sich Jan und Uli wie auf einem HeavyMetal Konzert in der ersten Reihe. Unvorstellbar wir einige schweizer Kollegen es geschafft haben fast die ganze Tour mit einem solchen Sound zu fahren. Uns klingelten schon nach wenigen Stunden die Ohren.
Nach einigen langweiligen Kilometern auf der ausgebauten Landstrasse beschlossen wir die Tour müsse stilechter enden. Also nächste kleine Strasse links ab und aufmerksam den Wegesrand nach Stichstrassen absuchen, die nochmal Spass versprechen. Es passierte lange nichts, bis wir auf eine gut asphaltierte Strasse mit Blick auf Tote Meer trafen. Selbst auf ca 800 Metern über dem Meterespiegel stehend, sahen wir auf dieses Salzsee, dessen Oberfläche 400 Meter darunter liegt. Nebem diesen grandiosen Blick sahen wir aber auch mit unserem mittlerweile geschulten Blick einige Streifen in der Landschaft, die wir direkt als Trails erkannten. Wir nutzen die exponierte Position und versuchten uns vorzustellen wie man fahren müsse, um genau dort runter zu kommen. Vorsichtig rollte das Team weiter und schon nach wenigen hundert Metern fanden wir eine unscheinbaren Weg, der uns ins Paradies führte. gute 1000 Höhenmeter ging es in teils waghalsigen Serpentinen auf steinigem Pfad berab. Dazwischen Flachpassagen, die zum driften einluden. Wir bekamen das Grinsen nicht mehr von unseren Gesichtern. Manches Mal brüllte jemand ein euphorisches „Geiiiiiiil“ durchs Funkgerät. Ein würdiger fahrerischer Abschluss.
Abends assen wir bei lokaler Musik mit anderen bei immer noch über 30 Grad. Leider hatte den Jungs von der lokalen Band niemand gesagt, dass unsere Ohren sich zwar an Ihre Musik, nicht aber an die Lautstärke, gewöhnen können. SIe schrabberten auf ihren Instrumenten, der Sänger gab alles und die Verstärker waren über ihren Möglichkeiten. Wir waren kurz davor uns am Tisch via Whatsapp zu unterhalten. 😉
Ein letztes Mal heisst es…
Bis morgen
Eure Six Camels