Wir zäumen heute das Kamel von hinten auf. Ein ereignisreicher Tag neigt sich dem Ende. 23 Uhr, wieder am schwarzen Meer. Es könnte allerdings auch auf einer Antarktis Expedition sein. Abends wird es lecker kalt und die Kamele frieren sich die Höcker weg. Liegt wohl auch daran, dass es über Tag heiß war und ebenso herging.
Zurück auf Los – das Camp im Zentrum Istanbuls löste sich gegen 10 Uhr auf. Wir kamen gegen 11 weg und fuhren, von einer Polizeieskorte begleitet, zur Blauen Moschee. Dort bot sich ein beeindruckendes Bild. Am Ort des Attentats von vor zwei Jahren sammelten sich gut 100 völlig verrückte Autos. Unzählige Touristen aus aller Welt schwankten zwischen Begeisterung und Ungläubigkeit. In allen Fällen jedoch zauberte dieses Spektakel allen ein Lächeln ins Gesicht. Jeder wollte ein Foto mit den Ausserirdischen.
Nach einem eher eintäuschenden Besuch der Moschee und einer Veranstaltung mit einigen Offiziellen begann der Wahnsinn des Tages. Unter dem Geleit von zahlreichen Polizeimotorrädern und -autos setzte sich die komplette Karawane in Bewegung. Strassen wurden gesperrt, alle Autos hupten, die Zuschauer entlang des Weges applaudierten. Dario folgte dem Beispiel vieler anderer und nahm auf dem Dach von Willi Platz. Er filmte den Wahnsinn und flog bei teilweise 80 km/h wie auf dem fliegenden Teppich durch Istanbul. Es gibt wohl bislang wenige Menschen die unter solchen Bedingungen über die Bosperusbrücke gefahren sind.
Die Schlange zollte dem mörderischen Verkehr dieser Riesenmetropole Tribut und zerfiel. Wir bahnten uns unseren eigenen Weg und fuhren kleinste Strassen mit einem Gefälle das gefühlt der Eiger Nordwand glich. Uli selbst fährt seit 35 Jahren Auto, aber die Vorstellung in diesem Berg anfahren zu müssen machte ihm Angst.
Ziel des Tages war die Zentrale des tuerkischen Fussballverbandes wo ein Freundschaftsspiel zwischen Teilnehmern der Teams und ehemaligen Nationalspielern des Gastgeberlandes stattfand. Man fragte sich nach kurzer Zeit in welcher Sportart die Herren unterwegs waren – Fussball war es sicher nicht. Aber was soll´s. Gewonnen hat wie so oft die gute Laune, der Spass und die gemeinsame Freude darueber, dass ein solches Erlebnis in der heutigen Zeit ueberhaupt moeglich ist.
Das gereichte Essen war richtig klasse und im anschliesenden Austausch von heimischen Vereinsdekos ueberreichte Rouven die Muetze des HSC Solingen an den Vizepraesidenten des tuerkischen Fussballverbandes.
Jetzt sitzen wir an einem schnell zusammengefrickeltem Lagerfeuer und lassen die enidrücke Revue passieren.
Bis Morgen
Eure Six Camels