Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Türkei, Israel, seit gestern Jordanien. Emotionale Druckbetankung. Eindrücke die für Monate reichen in drei Wochen. Laune bestens, Autos schnurren, alle gesund – wenn nur das Ende nicht bevor stünde.
Wo waren wir stehen geblieben? Wir beschlossen abends noch die Radmuttern auf Gangbarkeit zu prüfen. Dario legte sich voll ins Zeug, rutschte bei der zweiten Mutter ab und hätte beinahe mit seinem Riechorgan die empfindliche Lackschicht unseres Boliden beschädigt. Glücklicherweise federte die Brille den ärgsten Schwung ab und so sah Darios Nase aus wie die Von Axel Schulz nach 12 Runden, aber der Willi blieb verschont.
Das Bierfest hatte uns ein wenig die Höcker verformt. Mehrere Liter der Köstlichkeit liessen vergessen, dass jeder zweite interessierte Gesprächspartner vom Geheimdienst war.
Der Morgen begann schon um halb8 da die Etappe nicht kalkulierbar war mit dem Grenzübertritt nach Jordanien. Zunächst rollten wir zum Toten Meer, passierten das Schild „300m below Sealevel“ und mit jedem dieser Meter schien es heisser zu werden. Wir landeten bei weit über 40 Grad.
Um auf den Umstand hinzuweisen, dass diese einzigartige Ökosystem vor dem Kollaps steht (der Spiegel sank in den letzten 10 Jahren um 10 Meter) hat jeder Teilnehmer aus seiner Stadt eine Flasche Wasser bis hierin gebracht, um damit dem weiteren absinken wenigstens symbolisch etwas entgegen zu setzen. Dazu fuhren wir mit Kayaks auf das Meer und schütteten es hinein. Dann stand das obligatorische Schweben im salzigen Wasser an. Selbst wir gingen nicht unter, obwohl wir seit Wochen nichts anderes tun als essen, trinken und sitzen.
Frisch geduscht ging es zur Stelle an der Johannes der Täufer wirkte und von dort direkt zur jordanischen Grenze. Bürokratie wurde hier mal anders definiert. 100 Autos mussten eingeführt und dazu alle Fahrzeugpapiere aufgenommen werden. Wir hatten Glück und trafen auf einen (in Zahlen 1!) Mitarbeiter der in gazellenartiger Eleganz und im Takt eines Kolibriflügelschlags mit einem Finger die Tasten bediente. Um die Kräfte geschickt einzuteilen bediente er sich auch nur einer Hand, die andere ruhte stets auf dem Tisch. Der Übertritt dauerte dadurch ganz entspannte 3 Stunden – bei den Temperaturen wie ein Wellness Wochenende.
In der Wartezeit fuhren wir unsere Körper auf Stromsparmodus. So rief Dario Rouven zu „Willst du einen Mangonektar?“ und schmiss die Dose in seine Richtung. Sie flog scheinbar schneller als die Schallwellen denn die Dose kam eher an als die Frage – seitdem hat Rouven einen Cut, den wir fachmännisch versorgten.
Im sensationellen Abendlicht fuhren wir durch die Berge – Unbeschreiblich. Einfach traumhaft.
Es wurde sehr schnell dunkel und die letzten Kilometer suchten wir den Abzweig um das Wüstencamp zu finden. Das gelang nach einer spannenden Fahrt durch das Nichts. Wir waren tatsäschlich mal eines der ersten Teams, genossen die beginnende Abkühlung und das herrliche gereichte lokale Essen welches uns im Beduinenzelt spendiert wurde.
Nun sitzen wir in Amman und fahren gleich wieder mit aufgefüllten Wasser- und Biervorräten zum zweiten Wüstencamp und werdenw ieder berichten sobald wir wieder online sein können.
Bis dahin, bleibt sauber – wir sind es definitiv nicht 😉
Eure Six Camels