Heute wird es leider weniger amüsant, dafür etwas persönlicher.
Nach einer guten Nacht zog die Karawane weiter. Wir liessen es ruhig angehen, studierten das Roadbook und freuten uns auf den Tag. Auf der Landstrasse deutete sich schnell am Horizont eine langegezogene Bergkette an, die immer noch mit viel Schnee bedeckt waren. Immerhin fahren wir selbst schon auf einem Plateau welches deutlich über 1000HM liegt.
Wir hielten gerade an, um einige Fotos zu machen als Rouven meinte der Willi sei einfach ausgegangen. Also routiniert Haube auf und als Dario meinte „da liegt ja der Deckel vom Kühlwasserbehälter daneben“ fuhr es mir wie ein Blitz durch Mark und Bein. Beim Routinecheck hatte ich bei Willi Kühlwasser nachschütten wollen, wurde abgelenkt und die Haube schloss sich ohne festen Deckel.
Vorbeifahrende Teams hielten kurz an. Wir winkten durch, da wir davon ausgingen nur Wasser nachkippen zu müssen. Als Team 34 „Die Kolbenfresser“, bestehend aus 6 KFZ-Meistern vorbeikamen fragten wir kurz um Rat. Ihre Diagnose war niederschmetternd – Zylinderkopfdichtung kaputt. Hatte ich die ganze Mission zerbombt mit diesem Fehler? Wir wissen es bis jetzt nicht.
Was wir aber wissen ist, dass diese six-camels die geilste Truppe unter der Sonne sind. Keine Vorwürfe, im Gegenteil. Ein „hätte jedem passieren können“ kam aus allen Kehlen. Nicht eine Sekunde Frust oder der Gedanke an Aufgabe, sondern sofort umschalten auf Lösungssuche.
Wie bestellt kam aus dem nichts ein Abschleppwagen am Ort des Geschehens vorbei. Er hielt an, wir schilderten die Situation die besagte, dass Willi unter allen Umständen um 17:00 Uhr im Fährhafen von Mersin sein muss – 180km entfernt. Auf dem Schiff sollte dann Zeit sein, die Reparatur zu versuchen. Wir wurden handelseinig, Chris stieg mit auf den Bock des Abschleppwagens, ich war immer noch in Schockstarre und legte mich hinten in einen Wagen, da auch sonst kein Platz war. Obwohl dann die Temperaturen erstmalig gut über 30 Grad gingen, begann eine irre Teamleistung. Es wurde telefoniert mit türkischsprechenden Kollegen aus Deutschland zum dolmetschen, das Orgakommittee wurde involviert, andere Teams änderten extra ihre Route um bei der Beschaffung der nötigen Zylinderkopfdichtung zu helfen. Michi und Dario lösten sich aus dem Konvoi um sich nur darum zu kümmern. Orly (Orgakomm.) sorgte ganz kurzfristig dafür, dass Chris und Michi die Einreise nach Israel per Schiff genehmigt wurde.
Alle wollten helfen und waren mit höchster Konzentration dabei. Selbst jetzt, parallel zu diesem Blog, whatsappen wir noch mit den beiden auf hoher See, da ein Werkzeug fehlt, welches in einem der anderen 90 Autos an Bord vermutet wird. Die Nadel im Heuhaufen versuchen wir zu finden, indem wir alle Teams anschreiben…
Wir alle hoffen darauf, dass die beiden Willi wieder fit bekommen. Ich selbst bin einfach stolz mit solchen Freunden unterwegs sein zu können. Danke Jungs!
Die six-camels machen es jetzt wie die kleine Prinzessin, die hingefallen ist. Wir richten unsere Höcker und stehen wieder auf.
Drückt uns die Daumen
Bis Morgen
Eure Six Camels